Dirk Schulte
Kalte Fritten oder die Unverkäuflichkeit von Gedichten
Gedichte / mit Fotografien von Ute Haupts
Softcover, 19 x 13,8 cm, 50 Seiten
Verlag Vlinder op 't S, 1991, 14 Euro
ISBN: 3-88687-056-1
32 Gedichte über die Unmöglichkeit des Fliegens, über die seltsame
Wirkung eines spanischen Likörs, über Sinn und Unsinn von Ereigniskarten,
über den Dealer der Herzen, die unverträgliche Seichtigkeit des Weins - und
natürlich über kalte Fritten. Dazu atmosphärisch inszenierte Bilder der
Aachener Fotokünstlerin Ute Haupts.
*
komm rein
zieh deine schuhe aus
nimm einen schluck
zwar ist hier nicht gut geheizt
und es riecht nach papier
doch ansonsten tun sich keine abgründe auf
damals
als mich die tiger hetzten nacht für nacht
war dies mein einziges versteck
hier konnt ich eine schwarze weile schlafen
wenn die sterne richtig standen
heute komm ich oft hierher
die tauglichkeit der alten waffen festzustellen
die ich benutzte in den tagen
als die silberklingen blitzten
schau dich nur um
und nimm was du gebrauchen kannst
mit raus auf die neongrellen schlachtfelder
wo die immergleiche meute
geifernd und aschfahl den untergang probt
auge um auge und wort um wort
*
sooft ich auch reiste
durch den seidenen kosmos deiner haut
heimlich war ich immer wieder gedichten auf der spur
um sie der welt zu präsentieren später
dokumentarisch und rein
den kopf an deinen brüsten
hörte ich dein herz dum dum dum schlagen
und konnte doch keinen song daraus machen
weil der drummer nicht im rhythmus war
ich hab meine lungen mit luft gefüllt
und bin zur tiefsten stelle des tränensees getaucht
wo auf schwarzen korallen fernab der sonne
unvergleichliche wörter entstehen
und konnte doch keins lesen
weil ich rauf zum atmen mußte
wann immer ich auch fiebernd in den tarnfarben der jäger
das purpurne unterholz deiner sehnsucht durchstreifte
jedesmal kam ich zurück aus den wäldern
und hatte nicht mal den schatten eines gedichts dabei
geschweige die kraft
mich zum anzünden einer zigarette
von dir abzuwenden